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  • sabineschneeberger

Armenische Herzlichkeit oder „Wie viele Personen passen in einen Lada 1200?“

Die naturbelassene Landschaft Armeniens mit seinen prachtvollen Wiesen und grünen Hügeln lädt uns regelmäßig zum Wandern und Spazieren ein. Ebene Feldwege für ausgiebige Abendspaziergänge finden wir direkt hinter unserer Wohnung. Doch auch längere Wanderungen am Wochenende sind möglich. Die Ruinen nicht fertiggebauter Wohnhäuser gehören dabei genauso zum Gesamtbild, wie Mount Aragaz, der sich im Südosten erstreckt.

Wandern gehört nicht unbedingt zur Freizeitbeschäftigung der Armenier. Deshalb ernten wir von Feldarbeiter:innen und Hirten doch ab und zu verwunderte Blicke und nach einem höflichen Gruß mit „Barev dzez“ (Guten Tag) werden wir meist auch gleich in ein Gespräch verwickelt. Wir sind jedes Mal überrascht, wie nett und offen die Einheimischen hier Fremden gegenüber sind. Und diese zuvorkommende Art hat uns schon aus so mancher Wettersituation gerettet 😊.


Wanderung zur Marmaschen Monastery mit Überraschung

Eine unserer ersten Wochenendwanderungen führte zu einem alten Kloster, das etwa 1,5 Stunden Fußweg nordwestlich von Gyumri liegt. Am Weg passieren wir einige Dörfer, die aufgrund des grauen Steins, mit dem sie gebaut werden und dem einfachen Baustil ihren eigenen Charme versprühen. Außerdem sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Wo findet man sonst noch Bienenstöcke in einem alten Bus?

Auf halbem Weg blitzt die Marmaschen Monastery bereits hinter den Hügeln hervor. Der rote, vulkanische Tuffstein bietet einen idyllischen Anblick im saftigen Grün.

Das ehemalige Kloster aus dem 10. Jahrhundert ist nicht mehr erhalten. Viele Teile fielen den zahlreichen Überfällen und Erdbeben zum Opfer. Heute ist nur noch die Hauptkirche „Katoghike“ und die kleinere St. Petros Kirche vorzufinden. Doch Gottesdienste werden regelmäßig gehalten. So auch als wir bei der Monastery eintreffen.

Das Innere armenischer Kirchen ist recht schlicht gehalten. Bis vor wenigen Jahren gab es auch keine Sitzgelegenheiten. Mittlerweile findet man immer wieder Kirchen mit ein paar Sitzbänken. Sogenannte Kreuzsteine (Chatschkar), sind rechteckige Steinplatten, die traditionell mit einem Kreuz und pflanzlichen Motiven verziert sind. Diese kulturellen Symbole Armeniens zieren den Außenbereich der Kirchen.

Ein kleiner Abstecher führt zu einem Damm, der einen Nebenfluss des Aras aufstaut. Ein angenehmer Platz für eine kurze Rast bevor wir den Heimweg antreten. Leider überrascht uns – wie so oft in Armenien – ein Gewitter.


Doch es wäre nicht Armenien, wenn nicht Einheimische anhalten würden, um uns mitzunehmen. So sitzen wir zu sechst – vier Erwachsene und zwei Kinder– in einem VW Van. Nicht zu vergessen sind die zwei Eidechsen, die von den Kindern vor der Monastery eingefangen und liebevoll gehalten werden.


Ein paar Meter entfernt treffen wir auf drei Frauen, die mit einem Hund ebenfalls die Messe besuchten und am Heimweg sind. Die Familie, mit der wir uns nett unterhalten hält sofort an und nach einem kurzen Wortwechsel sitzen wir zu neunt in einem Auto – plus ein Hund und zwei Eidechsen.

Auf geht’s nach Gyumri mit lauter Musik und jeder Menge Spaß!


Ein einmaliges Erlebnis? Wer's glaubt!


Wie viele Personen passen in einen Lada 1200?

Wettervorhersagen in Armenien sind so eine Sache. Denn selbst wenn ganztägig Schauer angesagt sind, heißt das nicht, dass es durchgehend regnet. Gewitterwolken ziehen hier rasch auf, die Regengüsse sind oft nach 10 Minuten vorbei. Nach dem Motto „no risk no fun“ zieht es uns deshalb häufig trotz schlechter Vorhersage ins Grüne. Meist kommen wir trocken nach Hause, manchmal gelingt es leider nicht.

So auch bei einer weiteren Wochenendwanderungen durch die Felder direkt hinter unserer Wohnung. Auf halber Strecke werden wir doch überrascht von den ersten Regentropfen. Auch 5 Feldarbeiter:innen überrascht die Wetteränderung und sie springen in ihren Lada und laden uns gleich mit ein.


Also sitzen wir eng zusammengekuschelt im Auto und versuchen zu kommunizieren. Nonverbal versteht sich, denn der armenischen Sprache sind wir noch nicht mächtig. Aber was solls – hier wird jeder herzlich empfangen, egal woher er kommt und welche Sprache er spricht. Und so kommt es zu einem lustigen Austausch bestehend aus Händen, Füßen und Mimik. Dabei entstehen lustige Szenen, die uns alle zum Lachen bringen. Wer hätte gedacht, dass Kommunikation auch nonverbal so gut funktioniert.

Nach zirka 20 Minuten ist der Schauer vorbei und wir verabschieden uns und treten den Heimweg an. Wieder mit einer bewegenden Geschichte und großer Dankbarkeit für diese Herzlichkeit im Gepäck.

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