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  • sabineschneeberger

Mit allen Sinnen – wenn Volunteers den Kochlöffel schwingen

Als ich mich für ein Volunteering entschied, wollte ich meine beruflichen Erfahrungen als Diätologin und Ernährungswissenschafterin in meine Tätigkeit im Ausland einbringen. Ich erhielt sofort die Zusage vom Emili Aregak Zentrum, da hier eine Fachkraft aus dem Bereich Ernährung gesucht wurde. Ziel ist es, die Ernährung für Kinder mit Handicap im Zentrum zu optimieren.

Doch wie geht man so ein Projekt am besten an, wenn man die Küche des Landes sowie Gewohnheiten und Bedürfnisse der Zielgruppe noch nicht kennt? Gemeinsam mit der Geschäftsführung haben wir einen Plan geschmiedet. Zuerst wollte ich die regionale Küche besser kennenlernen um zu sehen, ob es hier eventuell Optimierungspotential gibt. Im nächsten Schritt werden Mitarbeiter:innen, Eltern und Kinder mit einbezogen.


Und wo kann man regionale Gerichte und die Zubereitung besser kennenlernen als in der Küche? Deshalb war das auch mein Startpunkt. Seit Mai unterstütze ich nun das Küchen-Dreamteam in der täglichen Zubereitung frischer Mahlzeiten für die Kinder und das Personal. Dabei gebe ich auch mal meinen eigenen Senf dazu. Was dabei rauskommt? So manch eine Überraschung ist auf jeden Fall vorprogrammiert!😉


Der Zauber unserer Küchenfeen

Insgesamt bereitet die Küche täglich etwa 70 frische Mahlzeiten für die Kinder und Mitarbeiter:innen zu. Dabei sprechen wir nicht von Fertiggerichten. Nein, zweimal wöchentlich wird frisches Brot gebacken, täglich gibt es hausgemachten Saft und manchmal bereitet unsere Küchenchefin Varduhi sogar die Pasta selbst zu. Gemüse, Salat und Kräuter kommen aus dem hauseigenen Garten. Geliefert wird alles frisch von unserem Gärtner-Team, das tatkräftige Unterstützung beim Gießen bekommt.

Mittlerweile ist die Zeit auch reif fürs Obstpflücken. Deshalb wandern frische Kirschen, Aprikosen und Johannesbeeren von den hauseigenen Bäumen und Stauden in die Küche, um ihre endgültige Bestimmung als Saft, Marmelade oder Kompott zu finden. Schließlich soll es auch im Winter hausgemachtes geben.

Pflanzen aus der Wiese werden genauso verwertet wie die Blüten vom Akazienbaum, aus denen wir frischen Saft zubereiten. – Ich lerne täglich dazu.


Der Start in den gemeinsamen Tag

Zwischen 8.30 und 9.00 Uhr starten wir mit einem gemeinsamen Frühstück, bestehend aus süßem Brot, Butter und Marmelade. Frühstück zählt nicht zu den Lieblingsmahlzeiten der Armenier. Deshalb muss es schnell gehen. Gerne werden deshalb Kuchen und Schokolade als Fingerfood verzehrt. Wer es doch lieber herzhaft mag, greift zu einem Stück Fladenbrot "Lavash" und landestypischem Käse. Eine Rolle geformt und schon ist der Wrap verzehrsfertig und praktisch für unterwegs.


Einen hohen Stellenwert hingegen hat ein Tässchen armenischer Kaffee. Praktisch in der Zubereitung wird einfach sehr fein gemahlenes Kaffeepulver mit Wasser aufgekocht und schon ist der Muntermacher fertig.

Nach unserem gemeinsamen Frühstück geht es auch schon los mit den Vorbereitungen, denn um 13 Uhr muss das Mittagessen am Tisch stehen. Von Kartoffeln schälen über hauseigenen Salat putzen bis zum Saft kochen gehört alles dazu. Serviert wird Mittags ein Hauptgericht, Salat, Brot und Käse.

Gegen 12.30 Uhr beginnen die Kinder die Tische zu decken. Eingeleitet wird das gemeinsame Essen mit einem Tischgebet, das unsere Musiktherapeutin Gohar spricht.

Nach der Ausgabe von etwa 70 Essen gönnen auch wir uns eine gemeinsame Pause, bevor es an den Abwasch und die Vorbereitungen für den nächsten Tag geht.


Für unsere Gäste nur das Beste

Sind Gäste im Haus, so gibt es schön angerichtete Obstteller und selbstgebackenen Kuchen oder Süßes aus der Aregak Bakery.

Für Seminargäste öffnen wir die Türen des Zentrums und die Küche auch am Wochenende.

Bei großen Feiern dürfen auch mal 250 Burger zubereitet werden.

Die Kaffeepause nach getaner Arbeit ist an solchen Tagen mehr als verdient.


Spaß gehört dazu

Geburtstage feiern unsere Kinder in der Gruppe mit Torte, Obst, Musik und Tanz. Und Im Sommer geht’s für die Kinder zum BBQ – einen Tag einfach loslassen und alles um sich vergessen. Das gelingt beim gemeinsamen Spielen und einem typisch armenischen Chorowaz am Besten.


Armenische Küche trifft auf österreichischen Volunteer – wenn das mal gut geht!

Auch ich darf mal ran und eigene Rezepte einbringen. Dabei trifft mich das ein oder andere AHA-Erlebnis. Denn obwohl es Parallelen zur österreichischen Küche gibt, sind die Unterschiede größer als gedacht.


So habe ich mich kürzlich am Lieblingsgericht der Armenier orientiert: Chorowaz. Dies sind typische Spieße, mit Fleisch bestückt. Dazu reicht man ausgezeichnetes Gemüse namens Banjareghenayin Chorowaz. Dabei werden Paprika, Tomaten und Melanzani im Feuer gegrillt und danach zu einem Püree gestampft. Der rauchige Geschmack gibt ein fabelhaftes Aroma.

Warum also nicht auch kleine Spieße in der Emili Aregak Küche zaubern? Um es für die Kinder bunt zu gestalten, bereiten wir Spieße aus Fleisch, Paprika und Mais zu. Ab in den Ofen damit. Dabei kommt es zu verblüfften Reaktionen, wenn plötzlich Fleisch und Mais am gleichen Spieß landen. Denn - wie ich sofort lerne - in der armenischen Küche kennt man Maiskolben nur in Wasser gekocht. "Mais am Spieß" ist untypisch. Puh - ob das mal gut geht?


Funfact und Diskussionspotential war auf jeden Fall gegeben. Denn das Küchen-Experiment verbreitet sich wie ein Lauffeuer im gesamten Gebäude und so manch ein:e Kolleg:in kommt staunend vorbei um Fotos zu machen. Am Ende gibt es doch großes Lob. Glück gehabt! 😊


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