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  • sabineschneeberger

Vardavar - ein ganzes Land spielt mit dem Wasser

Wer 14 Wochen nach Ostern nach Armenien reist, muss Wasser lieben. Sonst hat er oder sie einfach Pech gehabt. Denn an diesem Wochenende wird das Fest Vardavar im ganzen Land gefeiert. Was bedeutet das? Ausnahmezustand.


Jeder der das Haus verlässt bewaffnet sich am besten mit einem Eimer voll Wasser. Wer trocken nach Hause kommt hat etwas falsch gemacht. Denn das Ziel ist es, sich gegenseitig eine Wasserdusche zu genehmigen. Natürlich mit kaltem Wasser. Und in der Regel werden dazu Eimer, Wasserschläuche und Feuerwehrautos zum Einsatz gebracht.

Es gibt einen Teich oder See? Dann rein ins kühle Nass und einfach munter drauflos spritzen. Wen es erwischt, der hat im nächsten Jahr Glück in der Liebe. Wer will da nicht abgekühlt werden? 😊


Wenn das nicht Liebe ist - ein altes Brauchtum

Die Wurzeln von Vardavar liegen im Altertum. Das Fest wurde der Göttin des Wassers, der Liebe und der Schönheit – Astghik - gewidmet. Nach einer Legende wurde der heidnische Gott Vahagn im Kampf mit dem Teufel verletzt. Seine Geliebte Astghik rannte, um Vahagn zu retten und verletzte sich dabei ihre Füße. Als sie auf Rosen trat färbten sich diese rot. Seither ist die rote Rose die Blume der Liebe.

Der Name Vardavar setzt sich aus den Wörtern „Vard“ für Rose und „var“ für hinaufsteigen zusammen. Die Göttin Astghit streute Rosen über die Menschen und verbreitete Liebe. Deshalb bespritzt man sich in manchen Gegenden mit Rosenwasser. Varduhi ist übrigens ein sehr beliebter Mädchenname in Armenien und bedeutet „Rose“.


Nach der Einführung des Christentums in Armenien verband man dieses Fest mit der Verklärung Christi. Das Begießen symbolisiert seither Heilung und Reinigung von Sünden.

Gefeiert wird überall. Natürlich sind die größten Feste in den Städten, doch auch in kleinen Dörfern sollte man sich gut wappnen. Theateraufführungen, Tanzveranstaltungen und Spiele gehören ebenfalls zu diesem Feiertag.


Willkommen zu den diesjährigen Wasserspielen

Uns reicht es, an der Hauptattraktion "Kaltwasserdusche" teilzunehmen. Tipp: Wer nicht gerade einen Wet-T-Shirt-Contest daraus machen möchte, sollte eher dunkle Kleidung wählen. Kleidung zum Wechseln macht wenig Sinn, denn man wird durchgehend von hinten angegriffen und nass gespritzt. Und wer doch den Mut hat sich umzuziehen – wir waren durch und durch nass – also an alle Kleidungsstücke denken. 😉

Nach einem ersten Abspritzen mit der Wasserpistole von einem Nachbarn, hat es mich bereits zwei Straßen weiter von hinten am ganzen Rücken erwischt. Nach dem ersten Schockschrei ist das Eis gebrochen. Die Nässe entpuppt sich schnell zum positiven Wegbegleiter. Den 90-minütigen Weg zur Mutter Armenia kann ich an diesem heißen Tag abgekühlt genießen.

Dort erwartete uns der erste richtige Hotspot. Im kleinen Teich unterhalb der Statue gibt es Rambazamba mit Partymusik und einer Menschenmasse im See. Die Feuerwehr spritzt noch munter Wasser von oben dazu und auch uns erwischt es mehrfach, bis wir ordentlich abgekühlt sind.


Unser learning: Unbedingt selbst einen Eimer oder Becher mitnehmen. Trinkwasserbrunnen gibt es an jeder Ecke, um das Behältnis wieder aufzufüllen. Man hat somit aber auch an jeder Ecke die Chance nass zu werden.


Den Weg in die Innenstadt säumen die Wasserschläuche der Hauseigentümer. Jeder Eimer der einem begegnet wird zum gefährlichen Gegner. Ungewissheit bis zum Schluss, ob dieser voll oder hoffentlich doch gerade leer ist.


Polizeiautos sperren die Straßen, damit man zumindest versuchen kann dem Wasserstrahl mit einem uneleganten Sidestep Richtung Straßenmitte auszuweichen. Der Satz „Welcome to our waterparty - that’s Armenia“ begleitet uns bis in die Innenstadt. Als kulant stuften wir jene ein, die sich auf unsere Beine konzentrieren. Der Spaß geht aber bis zur Ganzkörperdusche.

Nach dieser Reizüberflutung entscheiden wir uns für eine Verschnaufpause in der Aregak Bakery – doch der Plan geht gründlich schief, denn vor der Bakery geht es ordentlich zur Sache. Die Mitarbeiter:innen tragen kübelweise Wasser vor die Haustür. Ganz nach dem Motto: Wer nicht triefend nass ist, dem wird kein Einlass ins Café gewährt. So geben wir uns noch eine Wasserschlacht, bis wir tatsächlich durch und durch nass sind, um dann einen Cappuccino zu genießen.


Jetzt ist schon alles egal. Also noch einmal über den Hauptplatz und dann ab nach Hause, um trocken zu werden. Einer der lustigsten Feiertage den wir je erlebt haben und definitiv ein Grund, Armenien zu besuchen. :-)

63 Ansichten4 Kommentare

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4 comentarii


Vizitator
10 dec. 2023

Danke euch Beiden, am Teilhaben, von so tollen Berichten 🙏🏻

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sabineschneeberger
11 dec. 2023
Răspunde utilizatorului

Gerne! 🤗

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Vizitator
10 dec. 2023

Klasse Bericht! noch nie was von dem coolen Fest gehört😂

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sabineschneeberger
11 dec. 2023
Răspunde utilizatorului

Ja, es scheint, als wäre es einzigartig. Ich würde aber sofort wieder herkommen dafür. In Yerevan geht's nochmal mehr zur Sache. 😉

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