Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen. Also treten wir ein paar Tage später die Reise in die Nachbarprovinz Lori an. Wir wissen zwar nicht genau was uns erwartet, aber wir sind mit Arbeitskolleginnen und deren Kindern unterwegs - also in den besten Händen.
Tagestouren werden in Armenien von unterschiedlichen Anbietern durchgeführt. Leider sind die Websites der Anbieter häufig nur in armenischer Sprache. Deshalb bleibt so manches eine positive Überraschung. Aber mit Übersetzungsprogramm und der Hilfe von Kolleginnen finden wir heraus, welche Hotspots wir besuchen.
In unserem Fall machten wir nach einer etwa 90-minütigen Fahrt den ersten Zwischenstopp auf einer Raststation. Nach einem gemeinsamen Frühstück geht es noch ein Stück weiter bis zum ersten Ziel.
Seerosen-Seen von Lori
Einen ersten Fotostopp legen wir bereits am Weg zu den Seen ein.
Die letzten Meter zu den Seerosen-Seen von Lori bestreiten wir zu Fuß. Einige Nymphaeaceae zeigen uns ihre geöffneten, weißen Blüten.
Unser Busfahrer versucht mit einem Lasso eine Seerose an Land zu ziehen – ohne Erfolg. Die Natur findet ja bekanntlich ihren Weg, so auch bei diesem Experiment. Wir umrunden den See, pflücken Johanneskraut, wild wachsenden Thymian, lassen uns von einem Hütehund anbellen und weiter geht’s zum nächsten Stopp.
Russisch-Orthodoxe Kirche St. Nikolaus
Im Dorf Amrakits steht eine verlassene, seit dem Erdbeben 1988 teilweise verfallene Kirche. Das Dorf selbst wurde übrigens 1852 von slawischen Familien gegründet, die von Borjomi in Georgien nach Amrakits siedelten. Eine Gruppe Jugendlicher schart sich um uns und erzählt uns die Geschichte der 1840 erbauten Kirche. Auch so kann Reiseführung aussehen.
Die Kirche kann nur von außen besichtigt werden. Vor dem Gotteshaus bietet man uns gekochten Mais und in Zucker eingelegte Tannenzapfen an. Ein Hausmittel gegen Halsschmerzen, wie wir lernen. Wir hoffen, wir bleiben gesund!
Seen von Vardablur
Die Seen von Vardablur laden zu einer kleinen Gleichgewichtsübung ein. Ein bisschen Spaß muss schon dabei sein. Denn wer die kleine Insel erkunden möchte, muss eine rostige Eisenbrücke überqueren. Wackeln ist vorprogrammiert.
Die Steher darf man nicht genau betrachten. ;-)
Lunch am überdachten Grillplatz
Auch wenn wir nicht grillen, so suchen wir uns doch ein nettes Plätzchen mit Überdachung für unser Mittagessen. Nach einem kurzen Verpflegungs-Zwischenstopp geht es weiter durch die Landschaft Loris zum Kloster Hnevank.
Kurzer Halt am Trinkbrunnen
Aufgrund der Trinkwasserqualität kann in Armenien Wasser direkt aus der Leitung genossen werden.
Deshalb findet man im ganzen Land wunderschön verzierte Trinkbrunnen. Praktisch und erfrischend.
Kloster Hnevank
Hnevank bedeutet so viel wie „Altes Kloster“. Das ehemalige Kloster der Armenischen Apostolischen Kirche wurde im 7. Jahrhundert gegründet und liegt in einer Schlucht, in der Nähe des Dorfes Kurtan. Die letzten Meter zur Kirche legen wir zu Fuß zurück. Es gibt jedoch auch einen Geländewagen der als Taxi zwischen Parkplatz und Kirche fährt.
Die Kreuzkuppelkirche ist von außen rechteckig, der Grundriss im Inneren ist kreuzförmig. Die heutige Ruine wurde teilweise wieder aufgebaut und kann besichtigt werden. Das Gelände umfasst eine Hauptkirche und zwei weitere Kirchen sowie Wohn- und Wirtschaftsgebäude.
Während unserer Besichtigung beginnt es – wie üblich – zu regnen und zu hageln. Unterschlupf bietet die Ruine. Als der Regen nachlässt kann auch das geländegängige Taxi seine Fahrt wieder aufnehmen und wir nehmen das Angebot der Taxi-Rückfahrt dankend an. Ein feuchtfröhlicher Spaß für alle 10 im Jeep!
Am Retourweg halten wir an der "Schlucht des Massakers". Hier wurden zwischen 1915 und 1918 etwa 12.000 Armenier von Osmanen hingerichtet. Es ist eines der letzten Genozid-Denkmäler Armeniens. Viele Hinrichtungsplätze lagen damals im westlichen Teil des Landes und gehören heute zur Türkei. Auch dies ist Teil der Geschichte des Landes.
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